„Wir sind die Mehrheit. Also organisieren wir uns. Und wir beginnen mit einem Fest!“ – Das Banner hinter der Bühne macht klar, worum es den Organisator*innen geht: Mit dem „Fest der Nachbarschaften“haben sie auf das Ausmaß der Probleme am Wohnungsmarkt hingewiesen, aber auch die Vielfalt des Protests gegen Mietsteigerung und Verdrängung präsentiert. Die Veranstaltung wurde erstmals am 25.09.2021 in der Leipziger Südvorstadt durchgeführt. Gerahmt von einem Bühnenprogramm, Imbiss und Getränken sowie Ständen von verschiedenen Initiativen wurde eine Möglichkeit zum Kennenlernen und Austauschen geschaffen.
Auf der Bühne wechselten sich Klaviermusik von Frau Lehmann, Jazz von Cosmic Progress und Musik von DJ Kai Kauerhofab mit Gesprächen und Diskussionsrunden. Mieter*innen und Aktivist*innen aus LWB-Häusern in der Südvorstadt, der Kantstraße 55–63, der Thierbacher Straße 6 sowie der Mietergemeinschaft Schönefelder Höfeberichteten, wie sie ihren Protest organisieren und was sie erreicht haben. Die Besucher*innen des Festes konnten außerdem an einem Quiz teilnehmen, das der Immobilienwirtschaft den Kopf gewaschen hat – ihrer Panikmache vor Vergesellschaftung von Wohnraum kann etwa entgegengehalten werden, dass in Wien 40 Prozent der Wohnungen der Kommune gehören und dennoch kein Sozialismus herrscht. In einer abschließenden Diskussionsrunde haben die Solidarische Wohnungsgenossenschaft SoWo, das Mietshäusersyndikat, die Connewitzer Initiative Leika sowie der Haus- und Wagenrat alternative Modelle der Wohnraumversorgung vorgestellt.
An Informationsständen vom Mieterverein Leipzig oder dem DGB Leipzig/Nordsachsen (der auch mit einer Lesung auf der Bühne vertreten war) sowie durch Ausstellungen der Vernetzung Süd und der Mietergemeinschaft Schönefelder Höfe konnten Besucher*innen Initiativen kennenlernen, Kontakte knüpfen und Unterstützung erhalten.
„Es ist wichtig, dass Mieter*innen untereinander in Austausch kommen, um sich zu bestärken und Strategien auszutauschen, wie sie ihre Rechte wahrnehmen können“, so Robin Weisbach, einer der Organisatoren. „Mit dem Fest der Nachbarschaften wollen wir aber vor allem für kollektiven Protest eintreten. Ohne dass Mieter*innen sich organisieren und Druck auf Politik und große Wohnungskonzerne ausüben, wird sich an der Situation am Wohnungsmarkt nichts grundsätzlich ändern.“
Die Organisator*innen hoffen, dass das Fest der Nachbarschaften auch im nächsten Jahr stattfinden wird und laden zur Vorbereitung ein.
Organisiert wurde das erste Fest der Nachbarschaften von verschiedenen Leipziger Nachbarschaftsinitiativen und Mietergemeinschaften. Unterstützt wurde es u.a. durch den Stadtbezirksbeirat Süd, den Mieterverein Leipzig und den DGB.